Die Ausstellung

Herzlich Willkommen auf der Homepage des Dokumentations- und Informationszentrums "Archiv verschwundener Orte".

"Gott hat die Lausitz erschaffen, aber der Teufel hat die Kohle darunter gelegt", pointiert ein sorbisches Sprichwort das zwiespältige Verhältnis der Menschen in der Lausitz zur Braunkohle.
Seit mehr als 100 Jahren dominiert der Braunkohlenbergbau die wirtschaftliche Entwicklung der ansonsten strukturarmen Lausitz und bringt den Menschen Arbeit. Zugleich hinterließen die flächenintensiven Tagebaue Mondlandschaften. Dörfer und Ortsteile die ihnen im Weg standen, wurden devastiert, d.h. abgebaggert.

Umsiedler enthüllen den von Wiesen umgebenen Gedenkstein.

Umsiedler weihen 1998 einen Gedenkstein für ihr ehemaliges Dorf Straußdorf (sorbisch: Tšuckojce) ein. Der Ort musste 1988 dem Tagebau Welzow-Süd weichen.
Fotograf: Heinz Kott

Insgesamt 137 Lausitzer Orte mussten seit 1924 dem Braunkohlebergbau ganz oder teilweise weichen, über 25000 Menschen (dies nur offizielle Zahlen) verloren so ihre Heimat. Heute liegen die "verschwundenen Orte" vielfach unter künstlichen Seen oder rekultivierten Halden. Lediglich Gedenksteine oder –tafeln machen ab und an auf ihre vormalige Existenz aufmerksam.

Das Archiv verschwundener Orte dokumentiert in einer multimedialen Dauerausstellung die Geschichte dieser "verschwundenen Dörfer", fragt nach den Erfahrungen der betroffenen Menschen, die umgesiedelt wurden, und informiert über die Auswirkungen und die Durchführungspraxis von Umsiedlungen in Vergangenheit und Gegenwart.
Besondere Berücksichtigung finden die problematischen Auswirkungen, die der Braunkohlenbergbau auf Kultur, Sprache und Siedlungsgebiet der Sorben / Wenden, der in der Lausitz ansässigen nationalen Minderheit, hinterlassen hat.

Ausstellungsbesucher nutzen den Infosauger auf dem Kartenteppich.

Auf einem Kartenteppich lassen sich mit interaktiven Lesegeräten Informationen zu den verschwundenen Orten abrufen.
Fotograf: Michael Helbig

Ziel des Archivs verschwundener Orte ist die systematische Materialsammlung, Aufarbeitung und Ausstellungsdokumentation zum Thema "Ortsabbrüche und Umsiedlungen im Lausitzer Braunkohlenrevier".

Die Ausstellung des Archivs verschwundener Orte wurde inhaltlich von Fachwissenschaftlern erarbeitet und von den Ausstellungsgestaltern in einem ungewöhnlichen multimedialen Konzept informativ und unterhaltsam umgesetzt.
Eine besondere Attraktion ist der begehbare Kartenteppich, auf dem mit mobilen, interaktiven Lesegeräten alle 137 abgebaggerten Orte in der Lausitz angesteuert werden können. Über den Touchscreenmonitor des Infosaugers lassen sich dann zu diesen Orten detaillierte Informationen aus der Ortsdatenbank abrufen.

In seiner thematischen Zielsetzung und innovativen Gestaltung stellt das Archiv verschwundener Orte eine bislang bundesweit einzigartige Einrichtung dar.

Das Archiv verschwundener Orte befindet sich in der Stadt Forst (Lausitz), im 2002-2004 neu errichteten Ortsteil Horno. Die Bewohner des Altorts Horno (sorbisch Rogow) wurden nach langem Widerstand im Jahr 2003 an den neuen Standort in Forst umgesiedelt.

Die Einrichtung entstand als Gemeinschaftsprojekt von Vattenfall Europe Mining, Domowina – Bund Lausitzer Sorben e.V., Stiftung Horno und der Stadt Forst (Lausitz).