Konzept: Inhalt und Umsetzung

Die Skizze zeigt 2 Personen im geplanten Ausstellungsraum

Entwurfsskizze zur Ausstellungsarchitektur des "Erzählenden Raums".
Fotograf: Peanutz Architekten

In seiner inhaltlichen Konzeption verfolgt das Archiv verschwundener Orte schwerpunktmäßig zwei Intentionen: Die Verdeutlichung der räumlichen und quantitativen Dimensionen der Ortsabbrüche und Umsiedlungen sowie die Darstellung der Perspektive der Betroffenen, die die subjektive Umsiedlungserfahrung in den Mittelpunkt stellt.

Ausgehend von diesen Überlegungen entwickelte das Berliner Gestaltungsbüro "Peanutz Architekten" als zentrales Gestaltungskonzept den sog. "erzählenden Raum".
Der Ausstellungsraum wurde als interaktive Wohnlandschaft gestaltet. Clou und optisch dominierend ist ein speziell angefertigter, begehbarer Kartenteppich, der sich, an den Seitenwänden mit Multimediastationen und Vitrinen bestückt, in die Dachschrägen des Raums einwölbt.

Der interaktive Teppich zeigt als grundlegende Informationsbasis eine kartografische Darstellung des Lausitzer Braunkohlenreviers. Auf dieser Teppichkarte ist die ehemalige Lage aller 137 Ortschaften verzeichnet, die dem Bergbau bislang ganz oder teilweise weichen mussten. Darüber hinaus zeigt die Karte die historischen, aktuellen und die 1986 in der DDR geplanten Tagebauflächen, den Anteil der Rekultivierungsflächen sowie den Flutungsstand der Tagebauseen in verschiedenen Stadien.
Die Ortsnamen der verschwundenen Orte sind sowohl in deutscher als auch in sorbischer / wendischer Sprache angegeben und verweisen somit auf die problematischen Auswirkungen des Braunkohlenbergbaus auf sorbische / wendische Sprache, Kultur und Siedlungsgebiet.

Eine Besucherin informiert sich mit dem Infosauger.

Besucher können mit interaktiven Lesegeräten, sog. "Infosaugern", Orte ihrer Wahl ansteuern und Informationen abrufen.
Fotograf: Stefan Meyer

Interaktive Lesegeräte, sog. "Infosauger", lassen sich über diese Teppichkarte manövrieren und ermöglichen dem Besucher, "verschwundene Orte" seiner Wahl anzusteuern. Über einen Touchscreen-Monitor des "Infosaugers" können zu diesen Orten dann detaillierte Informationen und Bilder aus einer Datenbank abgerufen werden.

Neben diesem topografisch orientierten Zugang, präsentiert die Ausstellung das vielschichtige und in seinen Auswirkungen komplexe Thema "Umsiedlung in der Lausitz" in fünf zentralen Multimediabereichen: "Einführung", "Umsiedlung", "Sorben / Wenden" "Sorbisches / Wendisches Sprachlabor" und "Kampf um Horno".

Die Multimediastationen ermöglichen über Touchscreenmonitore die Einspielung von Ton-, Text-, Bild- und Filmdokumenten, darunter Erfahrungsberichte von Umsiedlern, Filmausschnitte des DDR-Fernsehens, privates Fotomaterial, Dokumente zu Umsiedlungsvorgängen und vieles mehr.
In diesen Bereichen finden die Umsiedlungserfahrungen der Betroffenen Eingang. Um Erfahrungsberichte zu den Umsiedlungsvorgängen zu erhalten, wurden zahlreiche Audio- und Videointerviews mit Umsiedlern geführt. Es entstanden z.T. sehr sensible Berichte über den Verlust des persönlichen Besitzes, Zerstörung der Ortschaften und Heimatverlust.

Portrait eines Umsiedlers.

Zeitzeugen berichten von den Umsiedlungsvorgängen.
Fotograf: AVO

Obwohl die Ausstellung ihre Inhalte überwiegend anhand interaktiver Bildschirmtechnik vermittelt, werden auch eine Reihe von Exponaten gezeigt.
Beispielsweise werden in sog. "Storyteller"-Vitrinen ausgewählte Objekte von Umsiedlern gezeigt, die für umsiedlungsbezogene Episoden oder Erinnerungen ihrer Besitzer stehen. Diese Hintergrundgeschichten werden von den Umsiedlern selbst erzählt und lassen sich per Knopfdruck akustisch abrufen.

In Zusammenarbeit mit dem Ausstellungsgestalter gelang es mit einer anspruchsvollen und originell umgesetzten Multimediatechnologie die Ausstellungsfläche im Dachgeschoss des Hornoer Gemeindezentrums optimal auszunutzen und gleichzeitig eine attraktive und erlebnisorientierte Form der Wissensvermittlung anzubieten.

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